Angelrolle

Eine Angelrolle ist ein Schnurlager, welches die Angelschnur für den Wurf frei gibt. Die Rolle ist mit einem Kurbelknauf versehen, der es ermöglicht die Angelschnur mittels Übersetzung kontrolliert einzuholen. Eine einstellbare Bremse an der Angelrolle dient dazu, Schnur freizugeben um einem stark kämpfenden Fisch eine begrenzte Flucht zu ermöglichen bis dieser ermüdet und im Drill mittels Kurbel wieder hergepumpt werden kann.

Die Angelrolle ist neben der Angelrute das entscheidende Werkzeug des Anglers. Sowohl im immer wiederkehrenden Wurfablauf, als auch im Drill eines Fisches spielt sie eine entscheidende Rolle. Beim Kurbeln springt die Rolle so schnell an, dass sie jede noch so feine Kraftauswirkung aus der Hand des Anglers direkt übersetzen und gleichzeitig einen einzigartigen, ruhigen und freien Lauf ermöglicht.

Verschiedene Arten von Angelrollen

  • Stationärrolle - Frontbremsrolle, Heckbremsrolle, Freilaufrolle
  • Multirolle - Baitcastrolle, Meeres-Multirolle
  • Fliegenrolle

Stationärrolle

Stationärrollen können universell zum Spinnfischen, Grundangeln, angeln mit Pose, beim Meeresangeln usw. eingesetzt werden. Durch diese vielen Einsatzmöglichkeiten hat sich die Stationärrolle zur meistgenutzten Angelrolle entwickelt.

Die Spule der Stationärrolle ist feststehend auf einer Achse montiert, der Rotor dreht sich um die Spule, gleichzeitig hebt und senkt die Achse die Spule. Somit kann sich die Angelschnur beim Wurf gleichmäßig von der Spule abwickeln und wird beim Einkurbeln des Köders wieder geordnet aufgenommen.

 

Bei den Stationärrollen unterscheidet man unter:
 

Frontbremsenrollen

Heckbremsenrollen

Freilaufrollen

Freilaufrolle

Die Freilaufrolle hat zwei Bremsen, eine Bremse für den Drill des Fisches (Frontbremse) und eine Freilaufbremse. Die Freilaufbremse wird durch Betätigen eines Schalters aktiviert. Sie dient dazu, dass bei eingeschaltetem Freilauf der Fisch, z. B. Karpfen, beim Biss mit dem Köder ungehindert abziehen kann, ohne dass er den Widerstand bemerkt. Der Freilaufwiderstand kann mittels einer Feststellschraube eingestellt werden. So kann man sich auch z. B. bei strömenden Gewässern optimal einstellen.

Der Freilauf wird durch eine Kurbelumdrehung wieder deaktiviert. Anschließend kann man anschlagen und in diesem Moment übernimmt die Frontbremse wieder ihre Funktion.

Multirolle

Multirollen werden hauptsächlich zum Meeresangeln, zum Angeln in großer Tiefe, teilweise zum Welsangeln und beim Angeln mit großen Kunstködern verwendet.

Bei einer Multirolle dreht sich die Spule beim Werfen und Einkurbeln um die eigene Achse, das unterscheidet sie grundlegend von von der Stationärrolle. Die Multirolle hat ähnlich der Freilaufrolle unterschiedliche Bremsen verbaut, die eigene Funktionen übernehmen.

Baitcastrollen werden öfters beim Angeln mit großen Kunstködern und speziellen Ruten mit Triggergriff auf z. B. Hecht verwendet. Die Popularität dieser Rollen ist in Deutschland nicht so groß wie z. B. in den USA oder Japan. Mit fortschreitender Technik ist es heute auch möglich Baitcastrollen im UL-Bereich einzusetzen und sogar Köder mit Gewichten zwischen 1 und 5 g weit zu werfen. Durch die direkte Übertragung der Schnur auf die Achse, ohne den Umweg des Rotors als Umlenker bei der Stationärrolle, ist das Ködergefühl deutlich gesteigert.

Das Angeln mit Baitcastrollen, insbesondere das Werfen, ist nicht ganz einfach und man sollte vor dem Beginn ein wenig üben, um Schnurperücken zu vermeiden und um ein Gefühl für den Wurfablauf zu bekommen.
 

Wie funktioniert eine Baitcastrolle?
 

Daumenschalter Freilauf:

Zur Aktivierung des Freilaufs drückt manden Daumenschalter nach unten und hält die jetzt frei rotierende Achse mit dem Daumen fest. Über den Rückschwung mit der Rute und über das spezifische Ködergewicht lädt sich die Achse. Beim Vorschwung hebt man kurz vor der maximalen Ladung des Rutenblanks den Daumen und gibt so Achse und Schnur frei. Der beschleunigte Köder zieht dann die freigegebene Schnur von der rotierenden Achse. Bei der Landung des Köders auf dem Wasser muss man die immer noch rotierende Achse abrupt abbremsen, sonst überschlägt sich die Schnur auf der Achse und es kommt zu der sogenannten Perückenbildung. Die Rücksetzung des Freilaufs erfolgt durch eine Kurbelumdrehung. Bitte beachten Sie auch, dass die mechanische Bremse, die Fliehkraftbremse bzw. Magnetbremse richtig eingestellt sind.

 

Bremsen der Baitcastrolle:

Sie stellen mit der Justierschraube der mechanischen Bremse (grobe Voreinstellung) die Bremswirkung im Freilauf so ein, dass beim Aktivieren der Daumentaste der Köder langsam frei von der Achse läuft und beim Auftreffen auf den Boden ein Nachlaufen der Spule und damit verbundene Schnurverwicklung verhindert wird. Beim Werfen mit dieser groben, aber perückensicheren Einstellung wird man keine besonders großen Wurfweiten erreichen, daher sollte man langsam die Einstellung der mechanischen Bremse zurückfahren und sich Wurf um Wurf an den Ablauf und an größere Wurfweiten herantasten. Mit der Fliehkraftbremse oder Magnetbremse lässt sich die Bremseinstellung auf der Achse feintunen. Die Sternbremse ist, vergleichbar mit der Frontbremse, die Hauptbremse zum Drill des Fisches.

 

Feineinstellung der Fliehkraftbremse:

Mit dem Stellrad auf der rechten Rollenseite nehmen Sie die Feineinstellung der Fliehkraftbremse vor. Sie stellen die Baitcastrolle zuerst über die mechanische Bremse grob ein und arbeiten dann mit der Fliehkraft- oder Magnetbremse nach. Treten Perücken zu Beginn des Wurfablaufs auf, muss die Fliehkraft- oder Magnetbremse angepasst werden, da diese hauptsächlich auf die Beschleunigung der Achse am Anfang des Wurfes wirkt, wenn die Rotationsgeschwindigkeit am größten ist.

Zum Spulenwechsel oder Nachfetten kann der rechte Gehäusedeckel abgenommen werden. Hierzu einfach den Knopf gedrückt halten und Gehäusedeckel nach unten schieben. Nun kann der Deckel abgenommen werden. Zum Schließen umgekehrt vorgehen.

Fliegenrolle

Fliegenrollen können einzig und allein nur in Kombination mit speziellen Fliegenruten und Fliegenschnüren eingesetzt werden.

Sie sind sehr einfach aufgebaut, müssen ausreichend Backing und Fliegenschnur aufnehmen können und im Drill die Fluchten der Fische abbremsen. Mit der Fliegenrolle kurbelt man nicht wie beim Spinnfischen permanent die Schnur ein. Beim Werfen dient die Schnur als Wurfgewicht und man zieht vorab für die entsprechende Wurfweite die gewünschte Schnurmenge ab. Eine Fliegenrolle ist also hauptsächlich ein Schnurlager der Fliegenschnur.

Fliegenrollen werden wie Fliegenruten und Fliegenschnüre in AFTMA-Klassen eingeteilt, z.B. AFTMA-Klasse 4/5. So kann man sich passend zur Rute die entsprechende Fliegenrollengröße auswählen.

Detaillierte Eigenschaften und Funktionen einer Stationärrolle von BALZER

 

Materialien

Bei den Serien von BALZER sind viele Rollenelemente aus Metall, bei einigen Rollen wie den TIDEC Feederrollen z. B. bestehen auch Gehäuse, Rotor, Bremsknöpfe etc. aus verwindungsfreiem, leichtem Aluminium. Die Kugellager und der Rollenbügel sind oftmals auch aus Edelstahl.

 

Das Getriebe

S-Hub-System

Die meisten BALZER Rollen sind mit dem S-Hubsystem für abwurfoptimierte Schnurverlegung ausgerüstet, das gerade auch beim Einsatz geflochtener Schnüre eine optimale Schnurverlegung gewährleistet.

Wormshaftgetriebe

Wem eine perfekte, kreuzweise Schnurverlegung wichtig ist, der liegt mit den BALZER Flaggschiffen aus der TIDEC 8600 F-Serie mit Wormshaftgetriebe genau richtig.

 

Bremsen

Eine ruckfrei arbeitende Bremse ist die Voraussetzung für ein entspanntes und erfolgreiches Fischen. Sie verhindert, dass Fische im Drill aussteigen oder ein Schnur- oder gar Rutenbruch entsteht. Wichtig ist dabei, dass sie sich exakt und fein justieren lässt. Das Non-Plus-Ultra an eingesetzten Bremsscheibenmaterial ist Carbon – dieses sorgt für eine sehr hohe Bremskraft und einen sauberen, gleichmäßigen Schnurabzug.


Man unterscheidet zwischen Front- und Heckbremse. Auf Sonderformen wie die Kampfbremse gehen wir hier nicht ein.

Hauptvorteile der Frontbremse:

  • Die Brems-Stellschraube hat einen direkten Kraftweg auf die Bremsscheiben der Spule. Es können größere Bremsscheiben verbaut werden, die zudem die Bremsleistung erhöhen. Meist lässt sie sich auch feiner als eine Heckbremse justieren.

Hauptvorteil der Heckbremse:

  • Im Drill kann man sehr leicht von hinten an die Rolle greifen und die Bremswirkung einstellen. Man muss nicht vor die Rolle greifen und dabei z.B. versehentlich in die die Schnur greifen.

     

Übersetzung

Die Übersetzung einer Rolle gibt an, wie oft sich bei einer Kurbelumdrehung der Rotor um die Spule dreht. Bei einer Übersetzung von 5,0 : 1 sind das also genau 5 Umdrehungen.

Je niedriger die Umsetzung ist, umso höher ist die Kraft des Getriebes, aber umso geringer ist auch der Schnureinzug. Daher haben Multirollen oftmals eine geringe Übersetzung, um vertikal viel Kraft aufbringen zu können und Spinnrollen eher eine höhere Übersetzung, um den Köder gut beschleunigen zu können.

Aufgrund der heutigen hohen Spezialisierung der Rollen, gibt es jedoch sehr unterschiedliche Ausprägungen und für jeden Zweck die richtige Rolle mit passender Übersetzung.

 

Rücklaufsperre


QUICK-STOP-SYSTEM (Q.S.S)

Stationärrollen mit unendlicher Rücklaufsperre (Quick Stop System) lassen bei eingeschalteter Rücklaufsperre keinen Millimeter Nachlauf zu. Dadurch können Sie einen völlig ruckfreien und blitzschnellen Anhieb setzen.


MULTI-STOP-SYSTEM (M.S.S)

Diese Rollen verfügen über eine hohe Anzahl von Anschlägen in der Rücklaufsperre. Dies ermöglicht einen verzögerungsfreien, schnellen Anhieb sowie einen ruckfreien Drill.

 

Kugellager

BALZER Kugellager verbessern die Leichtläufigkeit durch ein Maximum an Lagertechnik. Daneben gibt es, insbesondere bei den Meeresrollen, Kugellager aus nichtrostendem Stahl oder doppelt versiegelte Kugellager, denen auch aggressives Salzwasser nichts anhaben kann.

 

Weitere wichtige Eigenschaften:

Schnurlaufröllchen:

Extra große, kugelgelagerte Schnurlaufröllchen dienen zur Verringerung der Schnurreibung und sorgen dafür, dass Schnurdrall beim Aufspulen oder im Drill nahezu kompensiert wird.

 

Laufeigenschaften: Rotor, Kurbel, Bügel: TOTAL TOLERANCE SYSTEM

Sämtliche Toleranzen der Rollen sind auf ein absolutes Minimum reduziert und die Laufeigenschaften damit perfektioniert. Der Rotor sollte ebenso perfekt ausgewuchtet und ausbalanciert sein, damit die Rolle beim Einkurbeln ruhig läuft.

Die Kurbel sollte fest und toleranzfrei mit dem Gehäuse und dem Getriebe verbaut sein. Auch dies sorgt für ungetrübten Angelspaß.

 

Spule:

Es gibt Spulen aus Aluminium und aus Nylon-ABS. Nylon-ABS Spulen sind leichter, allerdings auch nicht so widerstandsfähig und beim heute häufigen Einsatz von geflochtenen Schnüren auch nicht sonderlich empfehlenswert. Aluminiumspulen sind sehr robust und garantieren aufgrund ihrer glatten Eigenschaft auch höhere Wurfweiten.


Allgemeine Tipps zur Pflege der Angelrolle

Rollen brauchen ein wenig Liebe. Nach einer Saison bei Wind und Wetter, beim Einsatz im Salzwasser oder beim Brandungsangeln, wo Sand im Spiel ist, sollte man sie auf Herz und Nieren checken und mit Öl und Fett und vielleicht dem ein oder anderen Ersatzteil wieder auf Vordermann bringen.

Fett oder Öl? Gut geschmiert ist halb gewonnen. Gerade wenn unser Arbeitstier in der letzten Saison oft baden gegangen ist, hört sich das Getriebe nicht selten wie eine Kaffeemühle an. Viele Wehwehchen, widerspenstige Schnurfangbügel, hakende Rücklaufsperren und klappernde Kurbeln lassen sich oft schon mit Öl und Fett beheben. Das Herz der Rolle, ihr Getriebe, „schlägt“ nur mit Fett. Normales Lagerfett ist jedoch viel zu steif. Spätestens im Winter kommt der Elan der Rolle mit dem aushärtenden Fett völlig zum Erliegen. Deshalb muss die Schmiere durch ein Öldressing verfeinert werden. So viel Motoröl dazu geben, bis das Lagerfett geschmeidig vom Misch-Spachtel kleckert.

 

Öl kommt an die laufenden Teile wie Achse, Schnurfangbügel und Schneckenwelle.

Aber bloß nicht an die Bremse!
Ein Ölfilm auf den Scheiben verhindert, wie auch beim Auto, jegliche zuverlässige Bremswirkung.